Zahlenmord-Mordszahlen (German Edition) by Louis Geras

Zahlenmord-Mordszahlen (German Edition) by Louis Geras

Autor:Louis Geras [Geras, Louis]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: united p.c.
veröffentlicht: 2015-01-07T23:00:00+00:00


6

Kaum hatte er seine Ledertasche neben den Tisch abgestellt, kamen die Partieführer der Arbeitstrupps ins Büro gestürmt.

Aufgeregt informierten sie ihn, dass die bestellten Leiharbeiter noch nicht zur Stelle waren.

Dafür stand der gemietete Kranwagen schon seit einer Stunde untätig im Hof.

Jede Stunde kostete ein Vermögen. Kosten, die man später ihm vorrechnen würde.

Ein Telefonat bei der Leiharbeiterfirma bestätigte, dass die Männer zwar schon unterwegs waren, jedoch mit ziemlicher Verspätung aufgebrochen waren. Erst um Vier Uhr anstatt zwei Stunden früher. Der Weg zur Firma war weit. Unmenschlich weit.

Innerhalb kürzester Zeit war seine gute Laune verflogen.

Das Hochgefühl des Wochenendes verflüchtigte sich in Windeseile und zurück blieb das dumpfe Gefühl im Magen, welches ihn seit geraumer Zeit ständig begleitete.

Die Arbeiten setzten sich nur langsam in Bewegung, viel zu langsam um die vorgegebene Frist einhalten zu können.

Was nützte der beste Plan, wenn es nicht möglich war ihn einzuhalten.

Er tat, was er konnte, aber das Glück war nicht auf seiner Seite.

Nach dem missglückten Beginn zog sich die Pechsträhne durch den ganzen Tag und den Darauffolgenden.

Die Leiharbeiter waren nur für einfache Arbeiten zu gebrauchen. Man hatte ihm, anstatt der geforderten Facharbeiter, Männer mit allerlei Berufen geschickt. Bäcker, Lehrer etc. schrauben und montierten unter der Aufsicht seiner Männer, die genauso Stöhnten über die Unfähigkeit der Zugewiesenen, wie Werkmeister Jendrich.

Und dann geschah das Unvermeidliche. Ein Fehler beim Abbau eines Maschinenteiles durch Unkenntnis des Leiharbeiters.

Die Transportwelle des Förderbandes riss - (In seinem Magazin gab es keine Reserve, weil sie laut der Meinung der Einkaufsabteilung zu teuer war, um sie auf Lager zu halten.)

Sie zu reparieren war unmöglich. Der Versuch sie bei einem Zulieferer zu bekommen, scheiterte an der Einkaufspolitik des Unternehmens, die jeden Zulieferer, dermaßen unter Druck setzte, dass diese nun nicht bereit waren, schnell und günstig das gewünschte Teil zu liefern.

Warum auch sollten sie sich anstrengen, wenn sie ohnedies immer bis zum Letzten geschröpft wurden und um jede Bezahlung der Rechnungen kämpfen mussten?

Wie oft hatte der Werksmeister über die harten, oft unfairen Methoden der Einkäufer die Stirn gerunzelt, wenn er zuhörte.

Nun aber musste er dafür büßen.

Schließlich gelang es ihm eine Transportwelle aufzutreiben. In einem der Schwesternwerke war sie auf Lager. Es gelang ihm den dortigen Zuständigen zu überreden, sie ihm zu schicken.

Er war erleichtert.

Trotzdem würde es mehrere Stunden -vielleicht sogar einen halben Tag - Verzögerung bedeuten, bis ein LKW das tonnenschwere Teil brachte.

Jede Minute, die verging, ohne weiterarbeiten zu können, würde sie ein kleines Vermögen kosten.

Er fühlte sich persönlich angegriffen, durch diese Ereignisse.

Er konnte förmlich vor seinem geistigen Auge sehen, wie die Zahlen seiner Kostenstelle in die Höhe schnellten.

Grimmig trieb er seine Arbeiter an, wenigstens die Arbeiten zu erledigen, die möglich waren.

Nachdem sie mit den Vorbereitungen fertig waren, erledigten sie sämtliche liegengebliebenen Arbeiten für die normalerweise keine Zeit war.

Die Zeit verrann und schließlich blieb nichts mehr zu tun, als abzuwarten.

Ruhelos lief der Werkstattleiter durch die Hallen der Firma. Wie ein eingesperrtes Tier an den Gitterstäben entlang lief, so lief auch Jendrich auf und ab. Gereizt und unberechenbar.

Immer wieder sah er auf die Uhr. Der Zeiger bewegte sich rasend schnell und doch erschien es ihm, als würden die Minuten nur langsam dahin tropfen.



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